Die Probleme der Selbständigkeit – welche Bereiche frische Selbständige besonders beachten sollten
Hals über Kopf sollte sich demnach keiner in dieses Vorhaben stürzen, denn eventuell ist eine Selbstständigkeit gar nicht zu bewerkstelligen – oder zumindest nicht in der Form, wie der Betreffende es sich vielleicht ausgemalt hat. Werden aber alle wichtigen Bereiche bedacht, das Für und Wider abgewogen, so sollte der Schritt in die berufliche Freiheit für jeden, der von seinem Konzept überzeugt ist, machbar sein.
Was darf es sein?
Wer sich selbstständig machen möchte, weiß in der Regel natürlich, womit dies geschehen soll. Soll es ein eigener Einzelhandel sein? Ein Online-Shop? Eine Dienstleistung im Home-Office? Was auch immer der neue Traumjob ist, für die verschiedenen Geschäftsformen gibt es verschiedene Rechtsformen. Wer beispielsweise sein Geld mit dem Verkauf von Waren verdienen möchte, der braucht einen Gewerbeschein. Wer allerdings lieber künstlerisch tätig wird und sein Geld von zu Hause aus mit dem Schreiben von Texten verdienen mag, der braucht keinen Gewerbeschein, muss sich dafür aber freiberuflich melden. Dabei spielt dann auch der Verdienst eine Rolle, der erzielt werden soll. Für Geringverdiener gelten nämlich andere Vorgaben als für Normalverdiener. Letztendlich steht der zukünftige Selbstständige aber vor der Frage: Gewerbebetreibender oder Freiberufler?
Gewerbebetreibender
Wer Waren oder Dienstleistungen verkaufen möchte, der braucht einen Gewerbeschein. Dieser ist auf dem Gewerbeamt zu bekommen. Zunächst wird dort geprüft, ob alle Voraussetzungen für einen Gewerbebetrieb erfüllt sind, dann werden die entsprechenden Ämter (Finanzamt, Handels- oder Handwerkskammer, statistisches Landesamt, Handelsregistergericht, Berufsgenossenschaft) von der Gewerbeanmeldung in Kenntnis gesetzt. Ab diesem Zeitpunkt ist der Selbstständige dazu verpflichtet, Angaben beim Finanzamt zu machen.
Freiberufler
Keinen Gewerbeschein brauchen die sogenannten freien Berufe. Darunter fallen beispielsweise Ärzte, Anwälte und auch Künstler und Schriftsteller. Das bedeutet auch, dass diese Berufsgruppen keine Gewerbesteuer zahlen brauchen, auch fällt die doppelte Buchführung weg. Beim Finanzamt muss die neue Tätigkeit natürlich dennoch angemeldet werden.
Unterstützung für die Selbstständigkeit
Ist die Wahl erst einmal getroffen und der Weg zum Gewerbeamt – wenn er denn nötig ist – abgeschlossen, stellt sich für viele die Frage, wie der Start am besten glückt. Wer von zu Hause aus arbeiten möchte, braucht in der Regel kein oder nur wenig Startkapital, sondern kann sich direkt daran machen, Kunden zu werben. Manchmal ist es aber eben doch notwendig, zunächst Geld in das eigene Unternehmen zu investieren. Ist dies nicht vorhanden, ist der Weg zur Bank für einen Kredit fast schon vorprogrammiert. Hier empfiehlt es sich, im Vorfeld einen Business-Plan zu erstellen, damit die Bank sich einerseits ein gutes Bild machen kann und andererseits die Ernsthaftigkeit mit der der Kreditsuchende an die Sache herangeht, erkennt. Auch macht es Sinn, sich vorab an eine Beratungsstelle zu wenden, die in fast jeder größeren Stadt ihre Dienste kostenlos anbietet.
Für ehemalige Arbeitslose gibt der Staat zudem eine Finanzspritze hinzu. Im Falle einer sogenannten Ich-AG kann nämlich ein staatlicher Gründerzuschuss bei der Bundesagentur für Arbeit beantragt werden.
Krankenkasse
Ein weiterer wichtiger Punkt ist für jeden neuen Selbstständigen die Krankenversicherung. Denn während in einem Angestelltenverhältnis die Krankenkasse wie selbstverständlich vom Gehalt abgeht und der Arbeitnehmer sich nicht gesondert darum kümmern muss, ist er nun als Selbstständiger auch dafür verantwortlich. Die Wahl der Krankenkasse sollte dabei gut überlegt sein, vor allem wenn der Selbstständige zunächst mit einem geringen Einkommen zu rechnen hat.
Dem Selbstständigen stehen bei der Versicherung nun zwei Möglichkeiten zur Auswahl:
- Die gesetzliche Krankenversicherung
- Die private Krankenversicherung
Sowohl die private als auch die gesetzliche Krankenkasse bieten dabei verschiedene Vorteile. Bei der gesetzlichen Krankenkasse ist dies unter anderem ganz klar die Familienversicherung. Denn hier ist es möglich, den nicht berufstätigen Ehepartner und die nicht berufstätigen Kinder mitzuversichern, was bei der privaten Krankenkasse nicht möglich ist – hier muss für jedes Familienmitglied einzeln gezahlt werden. Für junge Singles bietet sich hingegen oftmals die private Krankenversicherung eher an, da hier der Beitrag für junge Menschen relativ günstig ist und auch mit zunehmendem Verdienst nicht steigt, wohingegen der Beitrag bei einer gesetzlichen Krankenkasse an das Einkommen des Versicherungsnehmers angepasst wird und somit auch der Beitrag mit wachsendem Verdienst steigt. Hier erfahren Selbständige noch einige weitere Punkte, die bei der schwierigen Wahl der richtigen Krankenkasse nicht vernachlässigt werden sollten.
Weitere Versicherungen
Freiberufler sind nicht dazu verpflichtet, weitere Versicherungen abzuschließen. Dennoch sollte es unbedingt eine Überlegung wert sein, auch in Versicherungen wie Berufsunfähigkeitsversicherung (könnte im Falle eines Falles die einzige Einnahmequelle sein, sollte also unbedingt abgeschlossen werden), Arbeitslosenversicherung (hier muss der Selbstständige allerdings mindestens ein Jahr lang sozialversicherungspflichtig gearbeitet haben) und Rentenversicherung (manche Freiberufler wie beispielsweise Ärzte sind zu dieser Versicherung sogar verpflichtet) fallen darunter.
Was es sonst noch zu beachten gilt
Die Selbstständigkeit sollte nicht unterschätzt werden. Wer nämlich davon ausgeht, dass Selbstständigkeit bedeutet, dass ab sofort nur noch nach Lust und Laune gearbeitet werden kann, wird schnell feststellen müssen, dass dem nicht so ist. Selbst wenn es sich dabei um eine Tätigkeit von Zuhause aus handelt, müssen Termine eingehalten und der Arbeitsalltag organisiert werden. Daher ist es mehr als sinnvoll, sich einen Zeitplan zu machen. Ebenfalls wichtig ist außerdem auch das Erledigen von ungeliebter Arbeit, dazu zählt in vielen Fällen sicherlich auch die Buchhaltung. Empfehlenswert ist es, solche Aufgaben direkt dann zu erledigen, wenn sie anfallen und nicht lange aufzuschieben. Hilfreich kann übrigens auch der richtige Einsatz von Technik und Software im Arbeitsalltag sein, Peer Wandiger hat zu diesem Thema einen interessanten Artikel verfasst.
Weitere Tipps für die Motivation
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