Erste Aufträge als Selbständiger finden – 6 Freelancer-Portale in Deutschland vorgestellt

Viele Selbständige entkommen dem Hamsterrad in Form eines Bürojobs, indem sie zunächst als Freelancer arbeiten. Das bedeutet sie arbeiten auftragsbezogen mit ihren Kunden zusammen, haben also keine eigenen Produkte, die sie vermarkten.

Viele Gründer bringen dabei ihre ersten Kunden mit, das heißt sie haben diese Kunden schon akquiriert während sie selbst noch in einer Festanstellung waren. Das erleichtert den Einstieg.

Trotz guter Vorbereitung und konsequenter Akquise kann es aber zu einer Auftragsflaute kommen und du stehst plötzlich für ein paar Wochen oder Monate ohne Aufträge da. Im Idealfall hast du vorgesorgt und hast Geld beiseite gelegt, um die Durststrecke zu überbrücken.

Falls du aber keine Möglichkeit hast eine Durstrecke zu überbrücken und auf zusätzliches Geld angewiesen bist, dann sind Freelancing-Portale ein adäquates Mittel, um dir über die Runden zu helfen.

Eine Beurteilung der Freelancer-Portale aus Sicht des Auftraggebers findest du hier.

Vor- und Nachteile von Freelancing-Portalen

Die hier vorgestellten Freelancing-Portale sind im Webseiten auf denen Auftraggeber ihre Aufträge einstellen können und Freelancer sich für diese Aufträge bewerben.

Das bietet dir als Freelancer einige Vorteile:

  1. Die Auftraggeber haben schon ein brennendes Problem und sind bereit für dessen Lösung Geld auszugeben. Du musst also keine Leads mehr qualifizieren
  2. Der Zeitraum von erster Kontaktaufnahme bis zur Beauftragung ist deutlich kürzer. Du kannst also schneller auf eine Flaute reagieren

Gleichzeitig haben diese Portale aber auch Nachteile:

  1. Das Portal nimmt in der Regel einen Teil des Umsatzes als Gebühr. Dein Einkommen wird entsprechend geschmälert.
  2. Man ist als Freelancer auf solchen Portalen Massenware und konkurriert gegen alle anderen Freelancer

Den  letzten Punkt will ich noch einmal ausführen. Nehmen wir an du willst dich als Experte für die E-Mail-Vermarktung von Software mit Abo-Modell (SaaS) auf dem Markt positionieren. Das kann in der Regel nur dann funktionieren, wenn potentielle Kunden dich suchen.

Freelancer working on computer over the mountain landscape

Freelance laptop computer working on the terrace over the blue sky and mountains early in the morning


Denn dann kannst du deinen Funnel darauf ausrichten dich als den Experten für E-Mail-Marketing bei SaaS-Produkten zu etablieren.

Auf den Freelancing-Portalen suchen nicht die Kunden dich, sondern du suchst die Kunden. Du und 100 andere Freelancer bewerben sich alle um den gleichen Auftrag. Der Kunde ist oft gar nicht in der Lage zu erkennen, dass du genau der Experte bist, den er braucht. Er wird über den Preis aussortieren und dann den Freelancer nehmen bei dem er ein gutes Gefühl hat.
Und du als Experte (= hoher Preis) bist leider längst aus dem Rennen.

Deswegen eignen sich aus meiner Sicht diese Portale vor allem zur Überbrückung von Durststrecken und weniger als langfristiger Vertriebskanal. Aber wenn man weiß, worauf man sich einlässt und was man als Ziel hat, dann sind Freelancer-Portale genau das richtige Werkzeug.

Also legen wir los! Hier sind sechs Freelancer-Portale für den deutschen Markt:

My-Werbung.de

My-Werbung ist ein Freelancer Portal für Freischaffende und Werbeagenturen, die sich auf der Suche nach neuen Aufträgen aus der Werbebranche befinden. Die meisten Aufträge drehen sich um Grafikdesigns, Logo-Projekte, Webseiten, Online-Shops, Texterstellung oder Übersetzungen.

Jeder Auftraggeber, der einen Freelancer sucht, kann den Auftrag kostenlos auf My-Werbung.de platzieren. Der große Vorteil dieses Internetportals ist die Benutzerfreundlichkeit. Der Auftraggeber erhält nach Erteilung des Auftrages zahlreiche Antworten von den Freelancern, die ihm ihre Hinweise zusenden. Der Auftraggeber wählt den Freelancer anhand der für ihn wichtigsten Kriterien. Die Zahlungsabwicklung bei My-Werbung.de erfolgt über PayPal.

Monatlich kann man als Freelancer kostenlos auf 5 Aufträge bieten. Für weitere Aufträge für Freelancer muss man sich Credits kaufen, z.B. 5 Credits für 9,99€. Das heißt ein einzelnes Angebot kostet dann 2€.

Twago.de

Twago.de ist eine Website, die speziell für Programmierer und Experten im Bereich Internet-Marketing und Softwareentwicklung erstellt wurde. Unternehmen, die einen Freelancer suchen, können Bestellungen kostenlos einreichen, wobei die Ausführungszeit, der Preis für ihre Leistung und die Spezifikation der Bestellung berücksichtigt werden müssen. Freiberufler, die an der Durchführung eines bestimmten Auftrags interessiert sind, können sich an das beauftragende Unternehmen wenden, ihre Stärken und Fähigkeiten präsentieren und sich entsprechend gut „verkaufen“.

Die Preisstruktur bei Twago ist… ähem…. interessant. Es gibt einen Basic-Tarif ohne monatliche Grundgebühr. Hier zahlt man 10% Gebühr pro gewonnenem Auftrag an Twago.
Außerdem muss man sich aber noch Credits kaufen, um überhaupt auf Aufträge bieten zu können. Dabei kosten 50 Credits z.B. 39,90€, allerdings braucht man 4 Credits pro Angebot.
Ich finde, das ist eine gelungene Art um die Kosten zu verstecken. Ich hab’s aber mal für dich ausgerechnet: Ein Angebot kostet hier 3,19€. Wenn man gleich 200 Credits (50 Angebote) kauft, dann sinkt der Preis auf 2,39€.

Zusätzlich kann man sein Portfolio bei Twago noch verifizieren lassen, um die Glaubwürdigkeit des eigenen Profils zu stärken. Das schlägt dann nochmal mit 39,90€ zu Buche.

Insgesamt wirkt es auf mich doch stark so als wäre Twago stark umsatz-optimiert.

Freelance.de

Bekannt ist das Portal vor allem für eine Vielzahl von IT-Aufträgen und eine Vielzahl von Angeboten für Festanstellungen für Freiberufler. Freelancer, die Aufträge im Bereich Texterstellung, Marketing, Buchhaltung, Recht und Freiberufler im Bereich Softwareentwicklung ausführen, können sich auf dieser Internetseite registrieren. Freiberufler geben ihre Angebote bei den Auftraggebern direkt ab und der Auftraggeber kann einen Freelancer aufgrund einer Empfehlung oder Erfahrung auswählen. Freelance.de bietet einen eingeschränkten, aber kostenlosen Zugang mit dem man pro Tag auf 5 Projekte bieten kann. Wem diese Limitierung im Weg ist, der kann ab 12,50€ pro Monat einen Premium-Zugang kaufen.

Remote.com

Remote.com ist ein Internetportal für Unternehmen und Freiberufler, die gerne Remote – d.h. von zuhause aus anstatt im Büro des Kunden – arbeiten wollen. .

Zumindest war das mal die ursprüngliche Idee, mittlerweile gibt es aber auch regional eingeschränkte Jobangebote auf der Seite. Der Auftraggeber kann zwischen einer kostenlosen Basic-Stellenanzeige und der Premiumvariante für $299 wählen. Bei Beauftragung und Zahlungsabwicklung über Remote.com fallen außerdem Gebühren von 10% des Auftragswertes an.

99designs.com

99designs.com ist ein Internetportal, das sich mit dem Design vor allem von Logos, Websites und Anwendungen beschäftigt. Für die Kunden gibt es dabei zwei Wahlmöglichkeiten: Entweder sie suchen sich wie bei den anderen Plattformen auch einen Designer aus und arbeiten mit diesem zusammen.

Oder aber sie starten einen Design-Wettbewerb bei dem alle Designer auf 99designs.com teilnehmen und ihre Vorschläge einreichen können. Der Kunde wählt dann am Ende seinen Favoriten aus und nur dieser Designer erhält auch Geld. Im Endeffekt ist das sehr ähnlich zur Vergabepraxis der öffentlichen Hand in Deutschland. Man muss dann als Freelancer wirklich viele Angebote abgeben, um mal einen Auftrag zu gewinnen.

Insgesamt halte ich diese Wettbewerbe für extrem nachteilig für den Freelancer und rate davon ab.

Designenlassen.de

Auch bei Designenlassen.de läuft alles nach dem Wettbewerbsprinzip. Allerdings sind hier nach meinem  Kenntnisstand die Preise pro Wettbewerb deutlich höher, so dass es sich eher lohnt. Die Preise sind gestaffelt nach der Art des Designs (Logo, Firmenname, Webdesign, T-Shirt, Merchandising, etc.).

Trotzdem solltest du hier im Hinterkopf behalten, dass du statistisch bei 40 Bewerbern nur 2,5% aller Wettbewerbe gewinnst. Selbst wenn du zu den besten Designern gehörst, wirst du vermutlich 10-20% der Aufträge gewinnen. Dein wahrer Stundenlohn liegt also entsprechend niedriger.   

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