KfW-Gründungsmonitor: Lohnt sich die Existenzgründung?

Bereits seit 2010 ist die Zahl der Existenzgründer rückläufig. Während es im Jahr 2010 noch 941.000 Gründer gab, waren es 2011 noch 835.000. Auch 2012 ging die Zahl um 60.000 auf 775.000 zurück. Aus dem Gründungsmonitor 2013 der KfW Bank geht hervor, dass die rückläufige Gründerzahl drei Hauptgründe hat:

  1. Schwache Konjunktur: Durch die anhaltende, schwächelnde Konjunktur wagen weniger Gründer den Schritt in die Selbständigkeit. Das Risiko, nicht den erforderlichen Umsatz zu generieren, ist vielen potenziellen Gründern wohl zu hoch.
  2. Positiver Arbeitsmarkt: Der Arbeitsmarkt hat sich trotz schwacher Konjunktur positiv entwickelt. Die Chancen auf eine Festanstellung sind also gut. Da eine Festanstellung weniger riskant ist als der Schritt in die Selbständigkeit, wird ein fester Job häufig bevorzugt.
  3. Änderung des Gründerzuschusses: Nachdem Anfang 2012 der Gründerzuschuss von der Agentur für Arbeit neu geregelt wurde, sind laut dem KfW-Gründungsmonitor 32 % weniger Gründungen aus der Arbeitslosigkeit zu verzeichnen. Das liegt vor allem daran, dass es seit 2012 deutlich schwieriger ist, einen Gründerzuschuss zu erhalten.

Kein Zuwachs an Gründern für 2013 erwartet

Auch im Jahr 2013 wird die Zahl der Existenzgründer nicht (wesentlich) steigen. Die Experten der KfW Bank erwarten hier einen Seitwärtstrend. Es fehlen die Anreize und Förderungen für den Schritt in die Selbständigkeit im Vollerwerb. Die Experten sehen für 2013 daher als entscheidenden Faktor für die Gründerzahlen die Entwicklung des Arbeitsmarktes.

Gute Zahlen bei freien Berufen

Zwar hat die Zahl der Vollerwerbsgründer abgenommen, die Zahl der Gründer in freien Berufen ist aber deutlich gestiegen. Im Vergleich zu 2011 gab es satte 39 % mehr Gründungen in freien Berufen. So hat beispielsweise die Zahl der Tagesmütter zum Anstieg von Gründungen in freien Berufen beigetragen.

Die 5 größten Hürden für Gründer

Der Schritt in die Selbständigkeit ist mit Sicherheit ein riskanter aber auch chancenreicher Schritt. Im KfW-Gründungsmonitor werden für Vollerwerbsgründer die fünf größten Hürden genannt, welche immer mehr an Bedeutung gewinnen:

  1. Bürokratische Hürden: Trotz einiger Fortschritte beim Abbau der Bürokratie ist der Papierkram noch immer eine große Hürde des Gründers.
  2. Zeitlicher Aufwand:  Ein Existenzgründer muss meist deutlich mehr Zeit in das eigene Unternehmen stecken, als er bei einer Festanstellung aufwenden müsste. Das kann zu einer großen Belastung für die Familie werden.
  3. Finanzielles Risiko: Der Schritt in die Selbständigkeit kostet Geld. Ob sich diese Investition später auch auszahlen wird, ist ungewiss. Das finanzielle Risiko spielt hier also eine große Rolle.
  4. Schwierigkeiten bei der Finanzierung: Bei der Gründung wird meist viel Kapital benötigt. Für eine Gründung stehen oft nur begrenzte Reserven zur Verfügung. Eine Finanzierung durch Kapitalgeber erweist sich häufig als problematisch. Dennoch konnten rund 80% der Existenzgründer, ihre Selbständigkeit ohne finanzielle Probleme umsetzen.
  5. Festanstellung sicherer: Aufgrund der positiven Entwicklung des Arbeitsmarktes, wird der eigene Arbeitsplatz als sicher angesehen.

Von der Idee bis zur Umsetzung

Laut dem KfW-Gründungsmonitor 2013 brauchten Gründer im Jahr 2012 im Schnitt 7 Monate von der Idee bis zur Umsetzung. Dabei lassen sich Vollerwerbsgründer deutlich mehr Zeit für die Planung als Nebenerwerbsgründer. Gründer in Vollzeit geben ihre bisherige Einnahmequelle auf und sind mit der Existenzgründung für das Einkommen selbst verantwortlich. Um keine bösen Überraschungen zu erleben, wird hier mehr Zeit in die Vorbereitung investiert.

Der Durchschnittswert von 7 Monaten wird allerdings von einigen Gründern sehr angehoben. Die hälfte der Gründer haben die Idee bereits nach 3 Monaten in die Tat umgesetzt.

Arbeitszeit und Stundenlohn

Die durchschnittliche wöchentliche Arbeitszeit betrug bei Vollerwerbsgründern 48,2 Stunden, bei Nebenerwerbsgründern 13,3 Stunden und bei Arbeitnehmern lediglich 38 Stunden. Doch diese Mehrinvestition an Zeit hat sich laut dem KfW-Gründungsmonitor 2013 für Existenzgründer ausbezahlt. Ein Einkommen von 3.500 € und mehr erreichten demnach 28% aller Arbeitnehmer. Selbständige hingegen kamen auf satte 38%.

Während Arbeitnehmer gesetzlich in der maximalen Arbeitszeit eingeschränkt sind, können Selbständige zeitlich unbegrenzt arbeiten. Bei den Selbständigen mit besonders hoher Arbeitszeit gibt es 3 Gruppen:

  1. Einkommenssituation ist prekär: Diese Gruppe ist auf die Bezahlung von Kunden besonders angewiesen und investiert viel Zeit, um keinen Auftrag zu verpassen.
  2. Karriereorientierung: Die karriereorientierten Selbständigen arbeiten besonders viel, um entsprechenden Erfolg zu verzeichnen.
  3. Keine Trennung zwischen Arbeitszeit und Freizeit: Die Freizeit und die Arbeitszeit ist bei dieser Gruppe nicht klar getrennt. Sie verbinden oft die Freizeit mit der Arbeit.

In einigen Fällen ergibt sich, trotz eines anständigen monatlichen Einkommens, durch eine sehr hohe Arbeitszeit von Existenzgründern, ein rechnerischer Stundenlohn im Niedriglohn-Bereich.

Der Schritt in die Selbständigkeit hat sich gelohnt

Für viele Gründer hat sich der Schritt in die Selbständigkeit bezahlt gemacht. Satte 42 % konnten mit ihrer Existenzgründung ein höheres Einkommen erwirtschaften als zuvor. Bei lediglich 16 % der Gründer hat sich die Einkommenssituation verschlechtert. Trotz dieser guten Zahlen ist der Schnitt derer, welche ihr Einkommen erhöhen konnten, zurückgegangen. Im Jahr 2009 waren es noch 56 %. Dies liegt laut dem Gründungsmonitor 2013 auch daran, dass sich die Bruttoverdienste im Angestelltenverhältnis positiv entwickelt haben.

Gründungen aus der Arbeitslosigkeit

Für Arbeitssuchende ist der Schritt in die Selbständigkeit eine gute Alternative zur Arbeitslosigkeit. Die Zahl der Gründer aus der Arbeitslosigkeit nimmt allerdings seit Jahren ab. Dies liegt laut dem KfW-Bericht zum einen am guten Arbeitsmarkt und zum anderen an der Neuregelung des Gründungszuschusses aus dem Jahr 2012. Vor allem durch diese Neuregelung und den damit erschwerten Voraussetzungen für den Gründungszuschuss gab es einen Rückgang von Gründungen aus der Arbeitslosigkeit von 32 %. Förderungen durch die Bundesargentur für Arbeit haben um ganze 74 % abgenommen.

Durch die Kürzung des Gründerzuschusses fehlt vielen Arbeitslosen nun der Anreiz für den Schritt in die Selbständigkeit.

Fazit der KfW Bank

In Deutschland gibt es viele Förderungen für den Schritt in die Selbständigkeit. Dennoch ist die Zahl der Neugründungen rückläufig. Die KfW Bank sieht dies mit großer Sorge, da Gründungen aus volkswirtschaftlicher Sicht sehr wichtig sind. Der Rückgang der Neugründungen wird mit der guten Arbeitsmarktsituation, mit der Zunahme von Hemmnissen der Existenzgründer und dem finanziellen Risiko begründet. Die letzten Jahre haben aber gezeigt, dass sich das Haushaltseinkommen durch die Selbständigkeit meist verbessert hat.

Den vollständigen KfW-Gründungsmonitor 2013 finden Sie unter https://www.kfw.de/PDF/Download-Center/Konzernthemen/Research/PDF-Dokumente-Gr%C3%BCndungsmonitor/Gr%C3%BCndungsmonitor-2013.pdf .

Vielleicht gefällt Ihnen auch...