Selbständigkeit im Einzelhandel: Hat die Branche noch Zukunft für Neulinge?
Den eigenen Laden eröffnen – funktioniert das heutzutage überhaupt noch?
Sei es die Boutique, der Schreibwarenladen oder ein anderes kleines spezialisiertes Fachgeschäft, der eigene Laden stellt für viele Menschen einen lang gehegten Traum dar und bietet darüber hinaus die Möglichkeit, sich selbst und seine Ideen zu verwirklichen. Letztendlich sollte es jedoch nicht nur beim bloßen Träumen bleiben, denn ein Geschäft muss sich auch wirtschaftlich auszahlen, um langfristig Erfolg zu haben und nicht etwa in den Ruin zu führen. Zunächst einmal ist es durchaus nicht verkehrt, sich mit dem eigenen Geschäft selbständig zu machen, immerhin zählt der Einzelhandel zu einem der größten Wirtschaftsbereiche Deutschlands. Egal, wo genau der Schwerpunkt dabei liegt, im Grunde geht es letztendlich vor allem darum, Konsumgütern an den Endverbraucher zu verkaufen und das möglichst mit einem Gewinn. Das bedeutet allerdings auch die Auseinandersetzung mit dem Einkauf, der Finanzierung und der rechtlichen Lage, damit letztendlich wirklich alles funktioniert. Das nötige Branchenknowhow sollte außerdem in jedem Fall schon vorhanden sein, beispielsweise durch eine Ausbildung im Einzelhandelssegment, das starke Interesse an Herstellungsprozessen oder auch den wirtschaftlichen Abläufen im Hintergrund. Der finanzielle Erfolg kann so besser gewährleistet werden und Prognosen lassen sich für das eigene Marktsegment einfacher abschätzen.
Einer der großen Verlierer des Einzelhandels – Bücherläden leiden stark unter der Vormachtstellung von Onlinegiganten wie Amazon und Co.
Das Konzept
Wer einen Laden eröffnen möchte, der sollte sich allerdings nicht nur um grundlegende Punkte kümmern, sondern am besten auch eine interessante, ansprechende Idee oder ein Konzept mitbringen. Denn die Konkurrenz ist gerade im Einzelhandel gigantisch und nicht zuletzt macht auch der Onlinehandel der Branche schwer zu schaffen. Fragen wie „Welche Produkte eignen sich für welchen Personenkreis?“, „Wie gut ist der gewählte Standort?“ oder „Wie wird das Geschäft in einigen Jahren aussehen und welche Ziele gilt es zu erreichen?“ sollten sich daher im Vorfeld gestellt werden. Es kann sich ebenfalls als sehr sinnvoll erweisen, das geplante Konzept mit kritischen Branchenexperten zu besprechen, um so eine ehrliche Einschätzung zu erhalten. Hier kann sich beispielsweise bereits ein ausführliches Beratungsgespräch bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) lohnen, welches für Existenzgründer angeboten wird. Wichtige Gedankengänge, Probleme oder Ideen sollten außerdem am besten direkt schriftlich fixiert werden. Auch folgende Punkte sind diesbezüglich nicht unwichtig:
- Wie entwickelt sich die Branche allgemein, mit welchen Hürden sind zu rechnen?
- Aktuelles Verbraucherverhalten und Prognose für die Zukunft
- Wie soll das Sortiment aussehen?
- Wo liegen die Vorteile des eigenen Geschäfts im Vergleich zur Konkurrenz und wieso ist dies für Kunden relevant?
Die Grundvoraussetzungen für die Eröffnung eines Geschäfts sollten in jedem Fall vorhanden sein, darüber hinaus darf aber natürlich auch ein gewisses Maß an Leidenschaft und Spaß nicht fehlen.
Werbung und Marketing – einige Vorkenntnisse zahlen sich aus
Der Wettbewerb im Einzelhandel ist darüber hinaus sehr intensiv, wenngleich auch der Gesamtumsatz der Branche schon seit einigen Jahren stagniert. Wer hier die nötigen Kenntnisse rund um das Marketing und eine gelungene Präsentation vorweisen kann, ist den Konkurrenten daher oftmals schon einen Schritt voraus. Bevor der Laden also eröffnet wird, sollten sich künftige Unternehmer auch mit Thematiken wie dem Point of Sale, der richtigen Zielgruppe oder individuellen Werbebotschaften auseinandersetzen.
Denn verschiedene Studien (unter anderem vom Zukunftsinstitut) belegen eindrucksvoll: Mithilfe einer kreativen Gestaltung und dem gewissen Überraschungsmoment während des Kaufprozesses können Läden wichtige Erfolgsfaktoren für sich nutzen und profitieren. Hier genügt jedoch längst nicht mehr das optische Erscheinungsbild allein, auch die Haptik, etwas Außergewöhnliches oder ein spielerischer Anreiz können sehr wirkungsvoll sein. Da überrascht es kaum, dass klassische Kundenstopper noch immer sehr gut funktionieren, seien es nun die Kreidetafeln, Pendelständer oder Banner, Fahnen und Displays, die laut Anbieter wie KL Promotion einen wichtigen Anteil bei der Kaufentscheidung haben.
Nicht vergessen!
Im Einzelhandel kommt es zu einem sehr großen Anteil aber vor allem auf Kommunikation und ein sicheres Auftreten an. Serviceorientierung, Freundlichkeit und Flexibilität sind daher wichtige Schlagworte und grundlegende Voraussetzungen, wenn die Kunden wiederkommen sollen.
Der Weg in den Einzelhandel ist steinig
Der Onlinehandel ist schnell, komfortabel und meistens auch noch günstiger. Einzelhändler benötigen daher ein besonders überzeugendes Konzept.
Die Wirtschaft boomt und auch das Wachstum befindet sich kontinuierlich im grünen Bereich, gerade diese Punkte dürften den Weg in den Einzelhandel mitunter so attraktiv für Selbständige machen. Fakt ist jedoch, dass es der Branche schlecht geht und dies liegt nicht ausschließlich nur am Onlinehandel. Viele Einzelhändler versäumen es schlichtweg, aktuelle Trends aufzugreifen und sich auf die veränderten Bedürfnisse der Kundschaft einzustellen. Denn Geld ausgeben wird heutzutage als Erlebnis betrachtet und sollte auch so kommuniziert werden, dazu gehören auch eine freundliche und individuelle Behandlung und kompetente Beratung. Ambiente, Luxus und das besondere Etwas zählen also, billig und zusammengewürfelt hat hingegen kaum eine Zukunft. Denn wer wirklich nur günstige Produkte sucht, der setzt sich einfach an den Computer und sucht – und wird dort in jedem Fall ein besseres Angebot als im stationären Handel finden. Logistik, Kundenansprache und Transparenz können hier überzeugen und stechen den Einzelhandel gnadenlos aus.
Wer sich dennoch für die Neueröffnung eines Geschäfts im Einzelhandel entscheidet, sollte daher genau überlegen. Denn nach einer aktuellen Umfrage des Kölner Instituts für Handelsforschung hat bereits jeder dritte Verbraucher die Anzahl an Fahrten ins Stadtzentrum verringert und kauft seine Waren stattdessen lieber im Internet. Bereits 60 Prozent des Einzelhandels klagen außerdem darüber, dass sie mit sinkenden Besucherzahlen kämpfen müssen und dies sch
eint wohl erst der Anfang zu sein. Denn ein Blick auf das vergangene Weihnachtsgeschäft zeigt: Die Umsätze des Einzelhandels stagnierten bei etwa 80 Milliarden Euro, der Online-Handel explodierte hingegen regelrecht. Fakt ist also: Das Eröffnen eines Geschäfts ist heutzutage durchaus risikoreich und ohne eine ausgefallene Inszenierung oder ein andere Alleinstellungsmerkmal ist die Konkurrenz in der Tat gewaltig.
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