Welche Kreditkarten eignen sich für Selbständige?

Jedes Jahr wagen in Deutschland Zehntausende den Schritt in die Selbständigkeit. Teilweise einfach als Nebenerwerb, um beispielsweise mit einem Hobby ein zweites Einkommen zu generieren, oft aber als Vollerwerb.

Allein im ersten Halbjahr 2018 gab es 284.000 Neugründungen – über 130.000 davon im Nebenerwerb.

Mit der Gründung kommen eine ganze Menge Herausforderungen hinzu: Steuerrecht, Personalwesen, Marketing – um nur einige zu nennen. Aber das – meiner Erfahrung nach – größte Problem ist die Buchhaltung und das Management der eigenen Finanzen.
Gerade für Unternehmer im Nebenerwerb, Kleingewerbetreibende und Freiberufler ist es eine große Versuchung erstmal alles über das private Konto bzw. die private Kreditkarte laufen zu lassen.

Das resultiert spätestens bei der ersten Steuererklärung in einer bösen Überraschung, wenn man versucht herauszufinden, ob der Amazon-Einkauf vor einem Jahr beruflich oder privat begründet war. Deswegen ist eine strikte Trennung von privaten und geschäftlichen Ausgaben (und Einnahmen) Gold wert.

In diesem Artikel erkläre ich dir, wie ich diese Trennung angegangen bin und welche Kreditkarte ich warum und wozu benutze.

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Aber keine Sorge, denn ich benutze die meisten Produkte, die ich hier empfehle, selbst.

Die richtige Kreditkarte für Selbständige – die Gründe

Kreditkarten sind in Deutschland nicht übermäßig beliebt. Das hat sich in den letzten 10 Jahren zwar deutlich gebessert, aber immer noch trifft man auf Läden, die keine Kreditkarte annehmen. Trotzdem ist es – gerade als Unternehmer – für mich kaum noch vorstellbar ohne (mehrere) Kreditkarten zu leben. Zu bequem ist das (kontaktlose) Bezahlen damit, zu reizend die attraktiven Punkte- und Cashbackprogramme und wenn man Software aus dem englischsprachigen Raum nutzen will, dann führt kaum ein Weg an der Kreditkarte vorbei.

Grund #1: Software (und mehr) per Kreditkarte bezahlen

Ich nutze diverse Software aus dem englischsprachigen Raum, die gar nicht anders zu bezahlen ist als mit Kreditkarte:

  • Drip (für E-Mail Marketing)
  • Ahrefs (für SEO)
  • RightMessage (für eine personalisierte Webseite, siehe die Leiste ganz oben)
  • und bestimmt noch ein paar, die ich vergessen habe

Ich nutze Online-Marktplätze für Freelancer wie Upwork und PeoplePerHour.
Ich reise international und buche Unterkünfte über AirBNB oder steige in Hotels ab, die oft eine Kreditkarte bei Check-In wollen.

Zusammengefasst: Ich brauche eine Kreditkarte, um überhaupt mein Unternehmen so zu führen wie ich es zur Zeit tue.

Grund #2: Saubere Trennung von privaten und geschäftlichen Ausgaben

Zusammen mit meinem Geschäftskonto bei der Deutschen Skatbank erlaubt mir eine separate Kreditkarte für mein Unternehmen es, die privaten und geschäftlichen Ausgaben strikt zu trennen. Das wiederum erleichtert die jährliche Steuererklärung deutlich, denn ich kann durch meine Kreditkartenabrechnung durchgehen und sehe direkt welche Ausgaben ich eventuell übersehen habe.

Diese Ausgaben kann ich dann noch absetzen und schwups erhalte ich die Umsatzsteuer zurück und mein zu versteuerndes Einkommen sinkt. In Summe werden so viele Anschaffungen (bei einem Grenzsteuersatz von z.B. 30 Prozent) fast um die Hälfte günstiger. Oder eigentlich müsste man sagen: Wenn ich sie vergessen würde, dann wären diese Anschaffungen doppelt so teuer.

Jedenfalls muss ich nicht durch dutzende Seiten durchblättern, weil 80% der Ausgaben privat verursacht sind. Und je weniger Zeit ich mit meiner Steuererklärung verbringen muss, desto glücklicher bin ich 🙂

Grund #3: Die Punkte- bzw. Cashbackprogramme der diversen Kreditkarten

Viele Kreditkarten bieten als einen Bonus Cashback bzw. Punkte an. Beispielsweise erhält man bei einer Amazon Kreditkarte bis zu 3 Prozent des Umsatzes zurück. Da meine Frau und ich eine Prime-Mitgliedschaft haben, ist die Kreditkarte für uns sogar kostenlos. Und da wir viel zu viel bei Amazon kaufen, kriegen wir jedes Jahr einige Euro zurück – die direkt wieder bei Amazon landen…

Ein ähnliches Programm bietet American Express mit Membership Rewards. Hier erhält man pro Euro Umsatz mit der Kreditkarte einen Punkt bei Membership Rewards – mit dem „Turbo“ sogar 1,5 Punkte pro Euro Umsatz. Diese Punkte kann man dann entweder im hauseigenen Prämienshop einlösen oder zu einem anderen Partnerprogramm (z.B. Payback, diverse Fluggesellschaften, Hilton Hotels) transferieren.
Geschickt eingesetzt (in der Regel für Flugbuchungen) kann man hier 3-4 Cent pro Punkt herausschlagen – was wiederum etwa 5-6 Prozent Ersparnis bedeutet!

Und die Liste geht weiter: Es gibt Kreditkarten für Lufthansa Miles & More, Hilton Honors, Payback…

Der Preis ändert sich ja nicht dadurch, dass ich mit Kreditkarte (oder Paypal, das dann von der Kreditkarte abzieht) bezahle. Also spare ich durch den Einsatz der Kreditkarte eine Menge Geld – 4 Prozent von 10.000€ sind immerhin 400€.

Grund #4: Die Zusatzleistungen der Kreditkarte

Viele der Kreditkarten bieten attraktive Zusatzleistungen wie Versicherungen, kostenloses Abheben von Bargeld am Automaten oder Lounge-Zugang. Darauf werde ich weiter unten nochmal eingehen

Versicherungen und Lounge-Zugang sind für mich keine gewichtigen Argumente, aber wenn man es kriegen kann – warum nicht?

Grund #5: Verlängertes Zahlungsziel und zusätzlicher Kreditrahmen

Ein Grund, der mich nie wirklich interessiert hat, da ich meine Unternehmungen immer selbst finanziert und auf den Profit geachtet habe. Aber ich habe genug Freunde, deren „Seed Round“ von Visa, Amex und Co. finanziert wurden 🙂

Eine Kreditkarte zu haben bietet die Möglichkeit deren Kreditrahmen auszunutzen und das Geld in Marketing, Produktentwicklung oder sonstwas zu investieren. Der Nachteil hier sind sicherlich die Zinsen von oft 10-15 Prozent pro Jahr.
Aber wenn man nur ein paar (zehn-)tausend Euro braucht und keine Lust auf die Diskussionen mit der Bank hat, dann mag das Ausreizen der Kreditkarte ein probates Mittel sein.
Hier wäre aber zu überlegen, ob nicht die Ausnutzung des Rahmenkredites mehr Sinn ergibt. Hierbei handelt es sich um eine Kreditlinie, die Banken ihren Kunden (ähnlich dem Dispo) einräumen, jedoch mit deutlich besseren Zinsen als der Dispo.

Ebenfalls gerne angepriesen wird von den Kreditkartenunternehmen das verlängerte Zahlungsziel. Gemeint ist damit, dass ihr erst 30,40,50 Tage später für eine Leistung zahlen müsst.

Angenommen ihr kauft am 01.10. ein neues iPhone für 1.000€, eure Kreditkarte wird zum 31.10. abgerechnet und zum 15.11. abgebucht. Das heißt euer Geld bleibt 46 Tage länger auf eurem Konto liegen und ihr könnt damit in der Zwischenzeit wirtschaften.
Theoretisch – wenn man langjährige Trends zugrunde legt – könntet ihr in diesen 46 Tagen das Geld mit durchschnittlich 7 Prozent Gewinn pro Jahr anlegen, würdet in der Zeit also 8,82€ einnehmen.

Das Problem daran ist halt der Aufwand, denn man muss das Geld ja die ganze Zeit irgendwo anlegen und dann wieder rechtzeitig auf das eigene Konto bewegen, etc.
Das lohnt sich bei Beträgen unter 10.000€ pro Monat überhaupt nicht und darüber bleibt es erstmal auch fraglich.

Die richtige Kreditkarte für Selbständige wählen

Kreditkarten Mastercard

Die Kreditkarte hat also durchaus ihre Berechtigung im Portfolio eines Selbständigen. Aber: Um ihre Vorteile ausspielen zu können, müssen die Rahmenbedingungen – sprich die Konditionen – stimmen. Das hängt sicherlich wesentlich von der beabsichtigten Nutzung und den eigenen Lebensumständen ab.

Wer viel Software kauft und in US-Dollar bezahlt, kann mit einer Karte ohne Fremdwährungsgebühr einiges sparen. Auch wer viel reist, kann davon profitieren, interessiert sich aber vielleicht zusätzlich für kostenloses Abheben von Bargeld, Reiseversicherungen und Lounge-Zugang.

Wer hingegen gerade erst gründet, will vielleicht die Kosten erstmal niedrig halten und achtet entsprechend auf die Jahresgebühr.

Im Folgenden will ich auf die wichtigsten Kriterien eingehen.

Die Kosten bei einer Kreditkarte für Unternehmer

Kreditkarten sind längst im Alltag angekommen. Im Inland werden sie allerdings eher selten benutzt. Ein Grund sind die teilweise anfallenden Kosten. Als Selbständiger steht man natürlich auch vor diesem Problem. Ob die Karte günstig oder teuer ist, lässt sich pauschal nicht bewerten. Vielmehr spielt das Nutzungsverhalten eine Rolle.

Zu den Kostenfaktoren gehören:

  • Jahresgebühr
  • Auslandsnutzungsgebühr
  • Entgelte für Barabhebungen
  • Sollzinsen.

Alle vier Bereiche sind wichtig. Eine Karte ohne Jahresgebühr kann teuer werden – wenn hohe Auslandsnutzungsgebühren anfallen. Auf der anderen Seite kann sich die Kreditkarte mit höherer Jahresgebühr auszahlen, wenn im Gegenzug die anderen Kostenfaktoren weniger stark ins Gewicht fallen.

Gerade die Auslandsnutzungs- und Bargeldabhebungsgebühr wird sehr gern von Karteninhabern unterschätzt. Es zahlt sich an dieser Stelle aus, wenn Selbständige die eigenen Ausgaben im Vorfeld kritisch überprüfen und entsprechend der verschiedenen Posten ordnen.

Tipp: Kommt die Karte wesentlich im Rahmen der geschäftlichen Tätigkeit zum Einsatz, können die abgerechneten Gebühren laut steuertipps.de durchaus auch als Betriebsausgabe durchgehen.

Weltweit kostenlos Bargeld abheben

Wenn du viele Umsätze im Ausland beziehungweise in einer anderen Währung als dem Euro machst – egal ob auf Reisen oder Online – oder weltweit kostenfrei Geld abheben willst, dann eignet sich hier besonders die Santander 1plus Visa Card. Mit der Santander Visa Kreditkarte kann man weltweit ohne Fremdwährungsgebühr am Automaten Bargeld abheben.

Der Clou: Die Kreditkarte ist vollkommen kostenlos und man erhält ebenfalls kostenlos eine Partnerkarte dazu.

Der Haken: Erstmal bekommt nicht jeder die Karte. Sie wird nur an Selbständige mit Einkommensnachweis oder an Arbeitnehmer in unbefristeten Arbeitsverhältnissen überhaupt ausgegeben. Des Weiteren gibt es bei der Karte nur eine Rückzahlungsoption, nämlich Teilzahlung.

Das bedeutet konkret, dass jeden Monat 5% des Saldos (mindestens 25 Euro) von eurem Konto abgebucht werden. Die restlichen 95% verbleiben auf dem Konto der Kreditkarte und werden dort mit schlappen 13,98 Prozent verzinst.
Ja, auch die Santander Bank will Geld machen.

Der Trick hierbei ist, dass man nach der Abrechnung innerhalb von 10 Tagen den fälligen Betrag direkt überweisen oder die Karte gar ganz im Guthaben führen kann. Solange man sich daran hält, wird der oben genannte Zins nicht fällig und man hat eine wirklich kostenlose Karte für absolut kostenlose Bargeldabhebungen überall auf der Welt.
Deswegen ist die Santander 1plus Visa Card meine klare Empfehlung, wenn man viel reist oder für Onlineumsätze in Fremdwährungen.

Versicherungen bei Kreditkarten für Freiberufler

Die Versicherungsleistungen können sich bei vielen Kreditkarten wirklich sehen lassen. Die Miles and More Gold Credit Card Business zum Beispiel kommt mit Reiserücktrittskosten-, Reiseabbruchs-, Auslandskranken- und Mietwagen-Vollkaskoversicherung daher.
Die American Express Platinum Card bringt sogar zusätzlich noch Versicherungen für Gepäckverspätungen, verpasste Anschlussflüge, Unfälle und sogar eine Reise-Privathaftpflicht-Versicherung mit. Außerdem bietet sie ein 90-Tage-Rückgaberecht auf Waren bis 400 Euro, die man umtauschen will bei denen der Verkäufer aber den Umtausch ablehnt.

In der Regel muss man die Reise/das Hotel/den Mietwagen über die jeweilige Kreditkarte bezahlen, damit der Versicherungsschutz auch wirklich greift.

Sonstige Leistungen der Kreditkarte

Die verschiedenen Kreditkarten bieten darüber hinaus oft noch sehr individuelle Zusatzleistungen. Bei der Santander 1plus Visa Card gibt es zum Beispiel auf Antrag eventuelle Abhebegebühren am Automaten wie sie in den USA üblich sind zurück. Zusätzlich bietet sie 1 Prozent Rabatt aufs Tanken.

Bei den Miles & More Kreditkarten ist das wichtigste Feature wohl, dass die bereits gesammelten Prämienmeilen nicht verfallen solange man eine Karte hat. Außerdem kann man mit diesen Karten Prämien- in Statusmeilen tauschen und sich so den begehrten Vielfliegerstatus bei der Lufthansa sichern. Letztlich sammelt man ganz nebenbei beim Einkaufen weitere Miles & More Meilen.

Und bei der American Express Personal Platinum Card gibt es eine ganze Litanei an besonderen Vorteilen:

  • 200 Euro Reiseguthaben pro Jahr
  • Lounge-Zugang zu 1.200 Flughafen-Lounges weltweit mit Priority Pass
  • Bevorzugter Kundenstatus unter anderem bei Hilton Hotels, Sixt, Avis, Hertz, Marriott
  • Eine Platinum-Zusatzkarte mit nahezu allen Vorteilen, bis zu 4 weitere American Express Gold Cards und eine sogenannte Platinum Plus Zusatzkarte, die über ein separates Konto abgerechnet wird – ideal als Geschäftskreditkarte
  • Alle Kreditkarten sammeln gemeinsam auf ein Membership Rewards-Konto

Gerade der Lounge-Zugang und der bevorzugte Status bei Hilton und anderen Hotelketten macht die Amex Platinum für Vielreisende zu einer attraktiven Alternative. Der Loungezugang alleine kostet pro Jahr 199 Euro (398 Euro für zwei!) und der Hilton Honors Gold Status beschert einem kostenloses Frühstück und WLAN bei jeder Übernachtung und automatische Upgrades bei Anreise nach Verfügbarkeit.

Welche Kreditkarten ich selbst für meine Unternehmertätigkeit nutze

Bis vor Kurzem hatte ich für mein Unternehmen eine American Express Business Gold Card. Durch den Hinweis meines Freundes Daniel, der sich mit seiner App Timing für den Mac selbständig gemacht hat, habe ich dann die Business Gold gegen eine American Express Personal Platinum Card eingetauscht.

Bis zu Daniels Hinweis war mir nicht bewusst gewesen, dass mir bei den „privaten“ American Express Kreditkarten ein echt gutes Angebot durch die Lappen ging. Ich habe eine ganze Weile überlegt, ob sich der Umstieg lohnt. Hier ist grob mein Gedankengang:

  • Die Amex Personal Platinum Card kostet 600€ pro Jahr, die Amex Business Gold Card kostet 140€. Eine Preisdifferenz von 460€, die es zu rechtfertigen gilt.
  • Ich werde die Platinum – genau wie zuvor die Business Gold – von der Steuer absetzen. Bei einem Grenzsteuersatz von circa 33 Prozent erhalte ich 152 Euro vom Finanzamt zurück.
  • Zusätzlich erhalte ich 200 Euro Reiseguthaben pro Jahr, die zum Beispiel bei Reisen zu Konferenzen einsetzen kann.
  • Es verbleibt eine Preisdifferenz von 108 Euro zwischen den beiden Karten.

Diese 108 Euro sind für mich durch die zusätzlichen Leistungen der Platinum Card gerechtfertigt: Ich erhalte Vergünstigungen bei einer ganzen Reihe von Hotelketten, Zutritt zu den Priority Pass Lounges, was Reisen zu Konferenzen angenehmer gestaltet, und durch den Einsatz der privaten Platinum-Kreditkarten sammele ich noch schneller Membership Rewards Punkte.

Ticket auf Laptop

Das Fernziel für mich lautet übrigens 300.000 Membership Rewards Punkte – genug für ein Round-the-World-Ticket in der Business Class.

Zusätzlich habe ich auch noch die Santander 1plus Visa Card, damit ich im Ausland kostenlos Geld abheben kann. Denn hier ist die Amex unglaublich teuer: 2 Prozent Fremdwährungsgebühr PLUS 4 Prozent Gebühr am Automaten summieren sich schnell.

Mein persönliches Fazit ist, dass man als Unternehmer tatsächlich einiges sparen und optimieren kann, wenn man sich die richtige Kreditkarte(n) organisiert.

Falls du Fragen oder Anregungen hast, freue ich mich darüber von dir zu hören: info@endlich-selbstaendig.info

 

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